Nuklearmedizin
Funktionsprinzip
Die Nuklearmedizin bezeichnet ein medizinisches Fachgebiet, in dem bei verschiedenen Diagnose- und Therapieverfahren radioaktive Substanzen eingesetzt werden. Am allgemein bekanntesten dürfte ihr Einsatz in der Diagnose und Therapie von Schilddrüsenerkrankungen sein. Die Nuklearmedizin ermöglicht es, Stoffwechselvorgänge im menschlichen Körper sichtbar zu machen. Dabei werden dem Patienten spezifische Substanzen meist intravenös verabreicht, die zuvor radioaktiv markiert wurden (sog. Radiopharmaka). Bei diesen Radiopharmaka handelt es sich um Stoffe, die am entsprechenden Stoffwechselvorgang beteiligt sind. Zerfallen sie im Körper, senden sie Gammastrahlen ab. Diese können mithilfe eines speziallen Gerätes, der sog. Gammakamera gemessen und in ein Szintigramm umgewandelt werden. Unterscheidungen zwischen Bereichen mit hoher und geringer radioaktiver Aktivität liefern dem Arzt ein genaues Bild des Stoffwechselvorgangs.
Mithilfe der nuklearmedizinischen Diagnostik wird die Untersuchung nahezu aller Organsysteme des Menschen möglich und zwar sowohl hinsichtlich allgemeiner Stoffwechselstörungen als auch hinsichtlich örtlicher Krankheitsherde in einzelnen Organen. Die nuklearmedizinische Diagnostik ergänzt vielfach die bildgebende Diagnostik (z. B. Röntgenuntersuchungen).
Einsatzbereiche
Durch langjährige Erfahrung und ständige Weiterbildung sind unsere Mitarbeiterinnen in der nuklearmedizinischen Diagnostik sehr versiert. Bei allen medizinischen und technischen Tätigkeiten werden selbstverständlich die aktuellen Bestimmungen und Leitlinien strikt eingehalten. An unserem ausgelagerten Standort am Phoenixsee führen wir verschiedene nuklearmedizinische Untersuchungen durch, die wir Ihnen nachstehend ein wenig näher erläutern möchten.
Knochen- oder Skelett-Szintigraphie I
Im menschlichen Skelett wird ständig Kalziumphosphat aus- und eingebaut. Besonders intensiv sind diese Umbauprozesse in solchen Bereichen, wo der Knochen stark beansprucht wird oder erkrankte Knochen- bzw. Gelenkregionen vorliegen. Mithilfe sog. Tc-99m-Phosphonaten im Rahmen der Skelettszintigraphie lässt sich eine solche Phosphatstoffwechsel sichtbar machen. Lange bevor morphologische Veränderungen am Knochen auftreten, sind so Erkrankungen des Skeletts nachweisbar. Ebenso lassen sich Entzündungen von Knochen oder Gewebe feststellen. Da mit nur einer einzigen Untersuchung das gesamte Skelett abgebildet werden kann, können ohne zusätzliche Strahlenbelastung weit entfernte Krebsmetastasen ebenso aufgespürt werden sie verstreut liegende Entzündungsherde. Zudem lassen sich mit dieser Methode sowohl frische als auch lange zurückliegende Knochenverletzungen nachweisen. Die notwendigen Messungen werden mit einem speziellen Messgerät (Gammakamera) durchgeführt. In bestimmten zeitlichen Abständen werden mehrere Messungen von jeweils rund 20 Minuten durchgeführt. Die gesamte Untersuchung kann sich über einen Zeitraum von ca. zwei bis drei Stunden erstrecken.
Schilddrüsen-Szintigraphie
Erkrankungen der Schilddrüse kommen in Deutschland sehr häufig vor. Neuesten Untersuchungen zufolge leidet knapp jeder Dritte an einer Vergrößerung oder Knotenbildung der Schilddrüse. Die Knoten sind in den allermeisten Fällen gutartig, müssen jedoch medikamentös behandelt werden. Besteht ein begründeter Verdacht für eine Schilddrüsenerkrankung, wird in der Regel zunächst eine Blut- sowie eine Ultraschalluntersuchung vorgenommen. Damit lässt sich die Größe des Organs ermitteln, Knoten lassen sich aufspüren bzw. ausschließen. Erkenntnisse über die Funktion der Schilddrüse und über die Art evtl. vorhandener Knoten liefert die Szintigraphie. Dabei kommt entweder leicht radioaktives Iod oder Technetium (tcx-99m) zum Einsatz. Beide Substanzen, die meist intravenös zugeführt werden, lagern sich im Körper fast ausschließlich im Schilddrüsengewebe ab. Die Ablagerung ist dabei umso stärker, je höher die Aktivität des jeweiligen Organbereiches ist. So lassen sich Knoten, die ihre Funktion nahezu eingestellt haben („kalte“ Knoten) von aktiven („warmen“ oder „heißen“ Knoten) unterscheiden. Die Schilddrüsen-Szintigraphie liefert darüber hinaus auch Hinweise auf sog. diffuse Funktionsstörungen, die nicht auf einen Knoten begrenzt sind. Die Verteilung der verabreichten Substanz in der Schilddrüse wird mit einer Gammakamera sichtbar gemacht. Die Szintigraphie der Schilddrüse inkl. vorheriger Blut- und Ultraschalluntersuchung beansprucht etwa 45 bis 60 Minuten.
Verfahren
Alle nuklearmedizinischen Untersuchungen sind schmerz- und berührungsfrei. Eine spezielle Vorbereitung ist in aller Regel nicht erforderlich. Die Dosis der verabreichten leicht radioaktiven Substanzen bewegt sich im Nano-Bereich. Die Medikamente werden im Allgemeinen sehr gut vertragen, so dass nur in extrem seltenen Fällen zu Nebenwirkungen wie allergischen Reaktionen kommt. Auch nach der Untersuchung sind keine besonderen Vorsichtsmaßnahmen zu beachten. Die Strahlenexposition ist gering. Sie liegt deutlich unter der, die beispielsweise bei der Computertomographie anfällt. In unserer Praxis kommt eine Doppelkopfkamera neuester Bauart zum Einsatz, die im Vergleich zu früheren Techniken nicht nur eine deutlich verbesserte Bildqualität liefert, sondern auch eine wesentliche Verkürzung der Untersuchungszeit erlaubt.